Dienstag, 24. Mai 2011

Der Weltuntergang

... wurde auf unbestimmt Zeit verschoben.
Die Welt dreht sich weiter - zumindest für die meisten Erdbewohner...
Am besagten Tag der Apokalypse (Samstag, 21. Mai 2011) ließen Maxi, Kirsten und ich uns von dem Weltuntergangstumult nicht aus der Ruhe bringen und genossen lustige Stunden bei warmen Sonnenstrahlen im Manor Park, inklusive frozen yogurt und Blick auf Long Island. Dennoch fielen uns beunruhigend viele tote Tiere - Dachs, Eichhörnchen, Vögel, Würmer,... - ins Auge. Und auch sintflutartige Regenfälle in den späten Nachmittagsstunden ließen uns die Stirn runzeln: Sollten etwa doch unseren letzten Stunden geschlagen haben? Sollten wir etwa nicht mehr den allerneusten Johnny-Depp-Streifen im Kino ansehen können?! Pustekuchen! Aufatmen angesagt! Nach einigen Stunden in Kirstens Kellerzimmer, welches sich nicht unbedingt als Bunker eignet (Erstickungsgefahr und Ausbruch von kleinkindlichem Verhalten) trauten wir uns - mit Pfunki im Schlepptau - aus unserem weltuntergangsverdrängenden-ich-kreiere-mir-lieber-einen-Schuh-Loch und durften feststellen, dass Johnny Depp ohne Orlando Bloom und Keira Knightley einfach nicht mehr der Pirat ist, der er einmal war. Aber nun gut, immerhin leben wir noch ;)
Am nächsten Tag erinnerten nur noch weitere Entdeckungen toter Tiere an den vorherigen fast verherenden Tag. Beim leckeren Frühstück mit Maxi und Kirsten und dem Stadtbummel/Touritour durch Midtown mit Sarah - einem neuen Au Pair einer befreundeten Familie - und (mal wieder) Kirsten waren allerdings die Überschwemmungen der Woche wieder vergessen. Die sintfluartigen Regenfälle hatten nämlich Samstag - an dem übrigens mein Gastkind Sam seine erste 0 feierte :) - nach einer wirklich sehr nassen Woche, die unter anderem Straßensperrungen mit sich brachte, ihren Höhepunkt. Daher war es nicht ganz verwunderlich, dass ich in meiner Freizeit lieber das Bett gehütet und mangelnden Schlaf vom Montreal-Wochenende nachgeholt habe. Frühling, wo bist du?! Auch sonst kam mir die Arbeitswoche sehr lang und nervenaufreibend vor... Sam redete ununterbrochen von seinem bevorstehenden Geburtstag und fragte alle paar Minuten, ob er nicht schon mit der Post angekommene Pakete öffnen dürfte, Hannah hingegen stellte ihre Ohren auf "ich höre nicht auf das was Merle mir sagt" und ließ ihre schnell aufkommende schlechte Laune an mir (und Sam) aus. Freitag kam noch hinzu, dass meine Gastmutter mich (vor den Kindern(!!!), die sich ohne einen Kommentar von mir sogleich schon über meine "Zusage" freuten und Pläne schmiedeten) fragte, ob ich nicht an dem Memorial-Day-Wochenende mit der ganzen Familie nach Upstate New York für in ein privates Wald/Jagdgebiet fahren möchte - vier Tage in einer Hütte ohne Elektrizität, dafür aber mit Plumpsklo. Dass mein Geburtstag auf das Wochenende fällt, schien ihr allerdings zu entfallen. Super! Ich pack meine Sachen jetzt schonmal aus lauter Vorfreude...! -.- Wie bringe ich denen nun bei, dass ich lieber zu Hause bleiben würde? Es ist zwar alles freiwillig ("Du musst nicht mit..."), dennoch machen sie mir andauernd klar, wie gern sie mich dabei haben würden ("...aber du bist wirklich herzlichst willkommen! Es ist totaaaaaal schön und entspannend dort."). Es geht mir nicht um die nicht vorhandene Elekrtrizität oder die vorprogrammierte Langeweile ("Wir kochen die ganze Zeit, es gibt dort eben nichts anderes zu tun..."), sondern um die Überlappung des Kurzurlaubes bzw. der fünfstündigen Autorückfahrt mit meinem Geburtstag, den ich einerseits wirklich gerne mit meiner mittlerweile darüber bewussten Gastfamilie feiern möchte, andererseits aber auch schon Pläne mit meinen Freunden gemacht habe. Einige Gespräche wurden schon geführt, doch zu einem endgültigen Entschluss bzw. einer Absage meiner Gastfamilie gegenüber habe ich mich noch nicht durchringen können. Ich habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen... die Familie ist wirklich die beste, die ich erwischen konnte - und die Kinder versuchen mich ununterbrochen zu der Mitfahrt zu überreden -, da mag ich denen so ein Angebot gar nicht recht abschlagen.
To be continued...
Ein weiteren Punkt mit viel Aufregungspotenzial ist der Geburtstag eines amerikanischen, verwöhnten Kindes bzw. die Behandlung des Geschwisterkindes in diesem Zusammenhang. Wie schon erwähnt, ist Sam am Samstag zehn Jahre alt geworden - doch anstatt, dass es SEIN Tag ist und ihm dies auch so vermittelt wird, hatte ich eher das Gefühl, meine Gasteltern bemühen sich hauptsächlich darum, Hannah nicht zu vernachlässigen. Es fing schon damit an, dass ich morgens die Treppe zu meiner Etage hinuterstieg, Sam sein Geschenk und ein paar selbstgebackene Cupcakes überreichte und danach sofort von meinen Gasteltern auf Hannahs neuen Haarschnitt hingewiesen wurde. Auch beim Frühstück hieß es dann "Hannah hier, Hannah da" - Sam spielte allein mit seinen neuen Spielzeugen. Anschließend fuhr die gesamte Familie zu Toys'R'Us, wo sich Sam ein paar weitere Geschenke aussuchen durfte - Hannah heimste allerdings auch das ein oder andere zeitvertreibende Bespaßigungsobjekt ein. Nachmittags feierte Sam mit ein paar Freunden seinen Geburtstag (Kino- und Pizzaparty) - Hannah erhielt abermals ihre Extrawurst. Ich selbst war nicht anwesend, aber schon Tage zuvor wurde sie immer wieder von meiner Gastmutter gefragt, was sie denn stattdessen gern machen und lieber essen würde. Wieso kann das Geschwisterchen denn nicht einmal, eben an dem wichtigsten Tag des Jahres für das Geburtstagskind, zurückstecken?! Ich erinnere mich zwar, dass ich, wenn die Verwandtschaft zu dem Geburtstag meiner Schwester geladen wurde, ein Täfelchen Schokolade oder auch mal 'n Euro zugesteckt bekommen habe - dennoch stand Wiebke im Vordergrund, es war IHR Tag und es richtete sich alles nach ihren Wünschen und Vorstellungen. Und genauso anders herum an meinem Geburtstag. Auch wenn meine Gastfamilie normalerweise nicht in diese Kategorie fällt, muss ich hier mal loswerden: Mir gefällt die Mentalität der reichen und verwöhnten Bewohner Westchesters, über die ich schon anhand Geschichten anderer Au Pairs und sogar meiner Collegelehrerin viel gehört und natürlich auch selbst einiges miterlebt habe, überhaupt nicht!

In diesem Sinne, happy birthday SAM!
Bis dann, take care :*

Montag, 16. Mai 2011

"Asch e m" - Französisch für Anfänger

Am Freitag, den 13. hieß es für mich mal wieder Koffer packen [viel zu spät, viel zu viel - wie sollte es auch anders ein?! ;)] - dieses Mal für den Abschlusstrip meines Collegekurses am Borough of Manhatten Community College (BMCC) nach Montreal (Kanada) mit drei Bussen und rund 150 anderen - überwiegend weiblichen - Au Pairs :D
Der Tag machte seinem Namen alle Ehre -.- Nach Kirstens überaus leckerer und verspäteter Geburtstagsfeier in den Abendstunden des Donnerstags, stellte ich auf dem Rückweg - es war mittlerweile nach Mitternacht - fest, dass mein Haustürschlüssel sich nicht dort befand, wo er sich befinden sollte. Er hielt sich überhaupt gar nicht in meiner Tasche auf! Nach einem ersten Panikschub überlegte und realisierte ich die Tatsache: Ich komme nicht ins Haus hinein - mein Schlüssel zum Haus und somit zu meinem Bett und meinem noch ungepackten Koffer ruht seelenruhig in meinem Zimmer... Weitere panische Momente ließen mich "Einbruchs"pläne schmieden, denn die Handys meiner Gasteltern würden unten in der Küche nur Rosie aufschrecken lassen und das Haustelefon neben meinen Gasteltern auch die Kinder. Wenn ich am Wochenende nach Hause komme, ist immer noch jemand um diese Urzeit wach, aber unter der Woche sind die Chancen doch eher gering... Verdammt! :/ Das Glück ließ mich jedoch in den frühen Morgenstunden des neu angebrochenen Unglücktages nicht vollkommen im Stich. Als Phuongi und ich die Straße zu unserem Haus hinauffuhren sah ich schon von weitem: es brennt Licht! :D Die Panik wurde durch Erleichterung ersetzt - die Tür war zwar verschlossen doch nach einer Minute des Klopfens öffnete mir mein Gastvater, der auf dem Sofa eingeschlafen war. Puuuuh! So konnte ich nun doch noch die letzten Vorbereitungen (Kleidung in den Koffer schmeißen!) für meine kurze Reise treffen und meine Augen wenigstens für ein paar Stunden schließen. 6:30am... 6:30AM?! Sch***, ich hab verschlafen! Im Eilverfahren duschte ich, schmiss den Rest der für das Wochenende benötigten Utensilien in meinen Koffer und meine Umhängetasche und hetzte (mal wieder) - ohne Frühstück - zum Bahnhof und zog mein Ticket nach White Plains, als der Zug schon seine Türen öffnete... Ein zweites Mal war das Glück letztendlich doch noch auf meiner Seite. Beim dritten Mal schlug der böse Freitag allerdings erbarmunglos und ohne Vorwarnung zu. In White Plains - unserem Wunschabfahrtsort - angekommen, schauten Phuongi und ich uns nach den anderen (Maxi, Kirsten, Julia, Annka, Lena und Wiebke) und dem Bus um - und warteten. "Sag mal Phuongi, fängt das an zu nieseln?! Es tropft aber irgendwie nur auf meinen Fuß..." - damit fing das Unheil an... Nach einigen Minuten der Verwirrung und des Standortwechsels ging mir dann ein Licht auf bzw. tausend Alarmglocken an. Meine Wasserflasche war undicht und nässte meine Tasche mit gesamtem Inhalt. Aaaaaah! Meine Kamera, mein Handy, mein REISEPASS! :O Notdürftig trocknete ich meine Sachen grob mit gemopsten Servietten - denn gerade in dem Moment sollten wir uns zum Bus begeben. So lief bzw. saß ich also den lieben langen Tag mit meiner triefenden Umhängetasche herum/saß im Bus und versuchte verzweifelt zu retten, was zu retten war. Der Schaden war letztendlich nicht so groß, dennoch förderte dieser Vorfall nicht gerade meine eh schon angekratzte Laune. Nach ca. siebenstündiger Fahrt, zweistündiger Pause, zweistündigem Aufenthalt an der Grenze (unser Bus "C" wurde natürlich als letzter der drei Busse kontrolliert -.-) und kurzer Auffrischung meiner nicht vorhandenen bzw. Grundlehre der wichtigsten Französischkentnisse kamen wir in der zweisprachigen (Kanada hat offiziell zwei Landessprachen: Französisch und Englisch) und europäisch geprägten Stadt Montreal an und erreichten unserem Hotel - dessen Namen ich nicht schreiben, geschweigedenn aussprechen kann - somit in den frühen Abendstunden. Nach kurzer Verschnaufs- und Erfischungpause, in der ich meine Künste als Frisör zum Besten gab, stürzten wir uns gleich in das Stadtleben Montreals. An der uns empfohlenen "Clubmeile" stillten wir zunächst unsere knurrenden Mägen und anschließend auch unseren Durst ;) Anderes Land, andere Sitten... Alkohol ist ab 18 und auch Zigaretten dürfen ohne Scham in der Öffentlichkeit geraucht werden. Irgendwie schön entspannend, mal wieder ganz legal genüsslich einen Cocktail schlürfen zu dürfen :) Annka, Phuongi und ich stellten dann an diesem Abend auch noch einige Tanzflächen auf die Probe - wir waren allerdings weniger begeistert von den entweder viel zu sehr in die Länge gezogenen oder nach 30 Sekunden abgeschnittenen Liedern und suchten schon früh den Weg zurück ins Hotel. Am nächsten Tag stand der einzige Programmpunkt, der vom BMCC vorgeschrieben wurde, auf dem Plan: eine dreistündige Stadtrundfahrt in unserem Bus. Aufgrund des unaufhörlich niederprasselnden Regens war dies allerdings wirklich angenehmer als selbstständig die Stadt zu Fuß zu entdecken und erkunden - vor allem wenn man undichte Schuhe hat... Unser Tourguide wusste viel zu erzählen, leider beachtete er dabei aber nicht, dass die hinteren Busreihen seine wilde Gestik nicht sehen und somit die genannten Namen der zu sehenden Gebäuden nicht immer eindeutig zuordnen konnten. Nach Zwischenstopps an einem Aussichtspunkt - von dem man normalerweise Montreal gut überblicken kann, jedoch durch die diesigen Wetterverhältnisse nur Umrisse erahnen konnte -, an einem Eingang zur Untergrundstadt "La Ville Souterraine" (eines der größten Untergrundnetzwerke der Welt) und an der kleineren Montreal-Version der französischen Notre Dame Kathedrale verließen wir am Olympischen Stadium den Bus und besichtigten nach kurzer Diskussion den Bio Dome, in dem vier Ökosysteme, die in Amerika zu finden sind, nachgestellt wurden. Anschließend schauten wir uns das Schwimmbecken des Olympischen Stadiums an, ließen jedoch eine weitere kostenpflichtige Tour durch das Innere des Stadiums sein und machten uns mit der Subway auf den Weg in den schönsten Teil Montreals - die Altstadt. Dort shoppten wir Souvenirs und aßen ein für Montreal bzw. Kanada typisches Gericht zum Mittag/Abend: Poutine (Pommes Frites und Käse in Bratensoße getränkt). Auch wenn bei den Anderen entweder nicht den Geschmack getroffen wurde oder es zu schwer im Magen lag, ist mein persönliches Fazit "lecker"! Da wir genug vom Regen hatten (mein Regenschirm gab auch so langsam den Geist auf...), suchten wir den nächsten Eingang zur Untergrundstadt und stellten in den endlos langen Gängen fest, dass die Montrealer gemütliche Geschäftszeiten haben. Öffnen sie erst zur späten Morgenstunde die Türen, knipsten sie schon ein paar Stunden später - gegen 16 oder 17 Uhr - wieder das Licht aus. Also wanderten wir durch menschenleere Einkaufspassagen zum unserem Hotel nahegelegenen Ausgang, kauften Phuongi über Tage noch ein Paar neue Schuhe in einem der wenigen geöffneten Läden und zogen uns auf unsere Zimmer zurück. Für mich stand schon am vorherigen Abend fest, dass ich dem Nachtleben noch eine zweite Chance möchte, doch die Lust der Anderen sank mit andauernder Länge der Verschnaufspause auf annähernd Null. Nach endlosem Hin und Her, ausbreitender Ungeduld und kleineren Reibungen rafften sich Annka, Lena, Wiebke und Phuongi allerdings doch noch auf und machten sich mit mir auf die Suche nach einigermaßen finanzierbaren Cocktails und ließen den Tag entspannt ausklingen. Wiebke verabschiedete sich von der Gruppe, als wir noch in einen Club weiterziehen wollten, der allerdings - wie sich später herausstellte - wieder nicht unseren Ansprüchen genügte. Nach Verlassen der Lokalität suchten Phuongi und ich unser Glück noch bei einem anderen Laden, aus dem einigermaßen tanzbare Musik zu unseren Ohren drang. Allerdings sind die meisten Montrealer wie die New Yorker keine Nachtschwärmer und drehen die Musik (sogar noch früher) schon um 3.15 Uhr aus - es war 3.10, also begaben wir uns, abermals enttäuscht vom Nachtleben, in unsere bequemen Hotelbetten. Sonntagmorgen hieß es dann wieder: im Eilverfahren duschen, Koffer packen und Frühstück besorgen (ein für Montreal typischer Bagel - anders als der New Yorker, aber lecker!), denn um punkt 10 Uhr war Abfahrt Richtung White Plains. Die Prozedur von Freitag wiederholte sich rückwärts abgespielt, allerdings ohne nasse Tasche und langes Warten an der Grenze [wir waren dieses Mal der erste Bus :)]. Um 19.30 konnte ich mich, kaputt aber zufrieden und im Besitz eines Zertifikats für den Abschluss des Kurses, wieder auf mein Bett fallen und meinen Koffer neben dem Desperate Housewives-Staffelfinale erstmal links liegen lassen. Und auch wenn das Wetter nicht schlechter hätte sein können, die (Bus)Reise anstrengend war, die in Montreal dominierende französische Sprache mich manchmal dumm dastehen ließ und die drei (arbeitsfreien :D) Tage viel zu schnell vergingen, war es ein sehr lustiges Wochenende mit den Mädels :)

In diesem Sinne, bonne nuit!
Bis dann - take care :*