Montag, 29. November 2010

Wie war das noch mit dem Sparen?!

Am Freitag war es soweit: Didi, New York City und ich - wie ich finde, eine sehr gute Kombination! ;D
Natürlich üüüberpünktlich und demnach gemütlich zum Zug laufend ;) ging es auf gen New York City - zwischendurch einen Anruf meiner Gastfamilie erhaltend, die ihren Schlüssel vergessen und ich, schon im Zug sitzend, natürlich vorblidlicherweise abgeschlossen hatte... - um Didi nach fast 3 Monaten wieder in die Arme schließen zu können. Zusammen liefen wir von Uptown den Broadway runter zum Times Sqaure, an dem uns schon der 'Naked Cowboy' "singend" erwartete. Schnell noch 'Bubba Gump' (bekannt aus Forrest Gump) und das Hard Rock Cafe inspiziert, ging es dann auch schon inklusive heißer starbucks-Schokolade mit der Subway und dem Zug Richtung Scarsdale, um Didis Köfferchen abzuladen und uns auf den Weg zur Westchester Mall zu machen (denn es war ja schließlich 'Black Friday'). Dort mussten wir dann feststellen, dass die Welle der Reduzierung diese Mall scheinbar nicht erreicht hatte - dennoch bescherten uns Abercrombie&Fitch und Hollister ein paar neue Materialien, die als künstliche Hülle unsere Körper mehr oder weniger eng anliegend umgeben ;) Zum krönenden Abschluss gab es dann noch ein Dessert aus der cheesecake factory und Disney's Meisterwerk 'The lion king'.
Den Samstagmorgen haben wir dann erstmal Morgen sein lassen. Nachdem ich mich im Haareschneiden versucht habe (konnte meinen ersten Versuch glaub ich noch ganz gut retten, trotzdem weiß ich - Frisör ist keine Berufsoption für mich!), sind Didi und ich gaaanz gemütlich zum Zug gehetzt, haben uns den noch unbeleuchteten Weihnachtsbaum am Rockefeller Center und das sich in der Nähe befindende LOVE-Zeichen angeschaut und haben mit einer weiteren heißen starbucks-Schokolade den Central Park erkundet. Für mich war es dann leider auch schon wieder Zeit, New York City den Rücken zu kehren, da Arbeit auf mich wartete. So mussten wir viel zu früh Abschied nehmen und ich durfte unter Zeitdruck feststellen, dass ich dem Subwaysystem New Yorks noch nicht so recht gewachsen bin. Eine falsche Subway und ein Sprint später spring ich völlig aus der Puste in den ein paar Sekunden später abfahrenden Zug. Eine kurze Verschnaufspause eingelegt, ging es auch schon wieder ran an den Speck: das erste Mal abends in meiner neuen Familie babysitten - sprich, die Kids allein ins Bett bringen (was in meiner vorherigen Gastfamilie nicht wirklich einfach war...). Aber ich denke, für das erste Mal hat es ganz gut geklappt. Mama und Papa wurden zwar vermisst und die erste halbe Stunde durfte ich mich keine 5 Meter weit entfernen, aber danach war es mucksmäuschenstill und ich konnte mich vor dem großen Fernseher im Wohnzimmer entspannen ;)
Sonntag nutzen Kirsten und ich das 'Black Friday'-Weihnachtsshoppingwochenende doch noch ganz gut ausnutzen und fuhren zu der Woodbury-Outlet Mall. GAP, Converse, Tommy Hilfiger, Fossil... alles was mein Herz begehrt! ;D Um einige Geldscheine leichter, dafür um viele Tüten und eine leckere Mahlzeit von Applebee's schwerer ging es zurück in die heimischen Gemächer.
Nun ist das viel zu kurze lange Wochenende schon wieder rum und morgen beginnt mein richtiges Arbeitsleben - ich bin auf mich allein gestellt, ich trage tagsüber die Verantwortung für das Haus, die Kids und den Hund... und ich bin gespannt und freu mich drauf! :)

Bis dahin, take care :*

P.S. Ab morgen fang ich an zu sparen, wirklich!

Donnerstag, 25. November 2010

Thanksgiving :)

...eindeutig mein neuer Lieblingsfeiertag! Leckeres Essen, gemütliches Beisammensein und kein Stress wegen Geschenken - außerdem folgt auf Thanksgiving 'Black Friday', der Startschuss zum Weihnachtsshopping inklusive stark reduzierter Ware... :D Also ich weiß, was ich dieses Wochenende machen werde ;)
Aber erstmal zum Verlauf der restlichen Abreitswoche: meine Gastmutter hat sich ja frei genommen um mich einzuarbeiten und ich muss sagen, dass es mir bis jetzt hier echt gut geht, dass ich mich mittlerweile schon richtig wohl fühle und dass ich meinen Arbeitsaufgaben positiv gegenüberstehe. Es ist zwar mehr im Haushalt zu tun als in meiner vorherigen Gastfamilie, aber damit kann ich leben, solange alles andere stimmt und passt - dann erledige ich solche Arbeiten sogar gerne (für die Familie)! Die Kinder sind einfach viel selbstständiger, selbst die 6-Jährige übertrifft die Zwillinge bei Weitem, was das Arbeiten angenehmer und einfacher macht: Betten werden eigenständig gemacht, Teller werden eigenständig weggeräumt, Zimmer werden eigenständig aufgeräumt, Kleidung wird eigenständig angezogen, sie machen sich eigenständig für die Schule oder das Bett fertig, sie beschäftigen sich bzw. spielen auch mal eigenständig, Duschen bzw. Baden können sie eigenständig und wenn man nach Hilfe fragt (Wäsche waschen, Kochen) und die Kinder sich etwas verdienen wollen, kann man auch dort die Selbstständigkeit und Hilfsbereitschaft bewundern. Zwar muss man sie des öfteren an ihre Aufgaben erinnern, dennoch ist DAS um einiges erleichternder, als den Kids den Arsch hinterher tragen zu müssen ;) Ingesamt ist meine neue Gastfamilie viel hilfsbereiter - z.B. bleibt das Geschirrspülmaschinenausräumen nicht ausschließlich an mir hängen. Es arbeiten alle zusammen, wir sind ein Team! :) Außerdem hatte ich am Dienstag mein erstes Au-Pair Treffen in meiner neuen Umgebung, sodass ich gleich neue Kontakte knüpfen konnte :) Und im Botanischen Garten war es auch recht schön ;)
So und nun ein bisschen mehr zu meinem Highlight der Woche bzw. zu dem Highlight meiner letzten 3,5 Monate: THANKSGIVING! Morgens in der Früh bin ich als Erste im Haus aus dem Bett gesprungen, um den 7.17am-Zug Richtung NYC betreten und einen einigermaßen guten Zuschauerplatz für die jährliche 'Mayc's Thanksgiving Parade' - die in den gesamten Vereinigeten Staaten (vorm Fernseher) verfolgt wird - ergattern zu können. Das mit dem Platz und gutem Blick stellte sich jedoch nicht als so einfach heraus, da mehrere Menschen die Idee hatten, früh aufzustehen ;) New York City's Straßen quollen nur so über vor Menschen... - mit ein bisschen (nicht wirklich vorhandener) Kondition und Dreistigkeit ist jedoch alles machbar! :P Nachdem Wiebke und ich Annka und Lena in dem Menschengetümmel verloren hatten, an anderen Schaulustigen und Polizisten vorbeigerannt ('You're gonna be in big trouble!'), über Absperrungen geklettert und abermals - gegen die Zeit und mit der Parade (denn diese war schon im Gange) gerannt sind, standen wir letztendlich an einer Straßenecke auf einem Zaun in erster Reihe und haben keine einzigen Wagen, Ballon oder Spielmannszug verpasst. Ich würd sagen, besser geht's kaum ;) Ich bin immer noch völlig begeistert von dieser Parade, von diesen riiiiesigen Ballons in den "engen" Straßen zwischen den Gebäuden New Yorks, von der Stimmung und der Atmosphäre - einfach so wie ich mir eine amerikanische Parade vorgestellt habe und aus dem Fernsehen kenne. Nicht zu vergleichen mit dem Ganderkeseer Fasching [kein Alkohol und auch keine Bonbons, die man an den Kopf geschmissen bekommt ;)] und erst recht nicht mit der Halloween-Parade... Während der Parade mussten Wiebke und ich allerdings unseren "First-row/class"-Platz aufgeben, die Straße überqueren (wir standen unglücklicherweise auf einem Fußgängerüberweg...), uns Jubelrufe von den hinter uns stehenden Leuten anhören, uns von Polizisten und kleinen Kindern anschreien lassen, rennen, rennen, rennen (gegen die Zeit und mit der Parade) und uns auf der anderen Straßenseite durch Drängeln einen neuen Platz erkämpfen. Dritte Reihe war dann auch noch okay, die Sicht war trotzdem super und neben uns standen ein paar allwissende Frauen, die uns durch ihre lauten Sprechorgane informierten auf welchem Wagen welcher Star stand: Kylie Minogue, Kanye West, Jessica Simpson und noch einige weitere amerikanische TV-Stars, über deren Existenz ich mir vorher nicht bewusst war. Nach 2 Stunden voller Erstaunen und 300 geknipsten Bildern trafen wir nach Ende der Parade Annka und Lena wieder und machten uns auf den Weg gen Grand Central. Dabei liefen wir am LOVE-Zeichen New York vorbei (das um einiges größer ist als das in Philadelphia Stehende...) und ließen es uns nicht nehmen an einem Weihnachtsbaum, der in einem durch Gossip Girl bekannten Vorhof steht, ein Erinnerungsfoto zu machen. Im Grand Central packte mich dann wieder das reinste Erstaunen. Menschen über Menschen, alle auf ihrem Weg nach Hause. So gefüllt habe ich den nicht gerade kleinen Bahnhof noch nie gesehen!
Wieder zu Hause angekommen war mittlerweile meine gesamte Gastfamilie auf den Beinen - ich legte mich allerdings - vor Erschöpfung nur so strotzend - wieder hin, bis zum hochfreudig erwarteten Abendessen waren es schließlich noch ein paar Stündchen.
Der restliche Tag bzw. Abend war dann einfach nur noch gemütlich und entspannt. Mein Gastvater hat das Essen zubereitet und die Mutter von meinem Gastvater & ihr Ehemann und Freunde meine Gastmutter leisteten uns am gut gedeckten Tisch - turkey, match potatoes, peas, cranberry sauce, salad und noch einiges mehr - Gesellschaft. Alle waren sehr nett zu mir (größtes Kompliment: "Man hört kaum noch deinen deutschen Akzent!" :D), ich habe mich pudelwohl gefühlt und gern den Unterhaltungen des Abends mein Gehör geschenkt. Ein Glässchen Wein war sogar auch drin ;) Mein Gastpapa ist übrigens ein sehr guter Koch, es war wirklich alles total lecker - trotzdem kam das Beste mal wieder zum Schluss: apple und pumpkin pie :D YUMMY!
Nun liege ich hochzufrieden und pappsatt in meinem Bett und freue mich auf das bevorstehende lange Wochenende - Didi ist nämlich über die Feiertage in New York und stattet mir einen Besuch ab :D

Bis dahin, 'Happy Thanksgiving'! ;*

Dienstag, 23. November 2010

Himmel und Hölle

Mein erster Arbeitstag ist nun um und ich muss sagen: bis jetzt gefällt es mir sehr gut!
Meine Gefühlslage hat sich ein wenig beruhigt - vielleicht hab ich auch einfach keine Tränen mehr übrig -, auch wenn es eine Weile gedauert hat... Samstag habe ich erstmal schön ausgeschlafen (denn einschlafen konnte ich am Vorabend aufgrund meiner inneren Aufruhr vom ganzen Stress des Tages erst nach gefühlten hundert Stunden) und mich dann weiterhin in meinem Zimmer verschanzt. Denn auch wenn die Kinder gerne mit mir Zeit verbracht hätten und sie sich sooo auf meine Ankunft gefreut haben - morgens bzw. mittags lag ein selbstgebasteltes Buch von Hannah vor der Tür :) -, wie auch der Rest der Familie inklusive Hund, habe ich mich nicht überwinden können die Treppen hinunter zu steigen. Sobald ich nämlich die Kinder meiner neuen Gastfamilie sah musste ich an Ave und Cole denken und wieder anfangen zu weinen und sobald mich die Herzlichkeit der Familie erreichte - vor allem seitens meiner Gasteltern - wurde ich an die mit nicht so viel Herzlichkeit ausgestattete vergangene Zeit erinnert. Wieder einmal ein Grund für mich, Tränen zu vergießen. Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, so oft in den Arm genommen zu werden, so oft "Danke" zu hören und wie willkommen ich doch sei. Einerseits weiß ich gar nicht so recht, wie ich mit dieser ganzen Herzlichkeit umgehen soll, andererseits merke ich, wie sehr mir hier in Amerika eine "Familie" gefehlt hat! Denn auch wenn ich wirklich oft und lange mit meinen Eltern skype, es ist nicht das gleiche. Ich seh sie halt nur über den Bildschirm meines Computers, sie können mich nicht einfach mal eben so in den Arm nehmen um mich zu trösten wenn es mir mal nicht so gut geht :/
Abends kam mein Gastpapa zu mir hoch und fragte ob ich beim Abendbrot mitessen wolle. Und irgendwann musste ich ja mal runter, was essen und Zeit mit meiner neuen Gastfamilie verbringen, sie kennenlernen. Außerdem habe ich in den letzten dreieinhalb Monaten - wenn es hoch kommt - drei Mal mit meiner Gastfamilie an einem Tisch gesessen und zusammen gegessen. Das hat mir echt gefehlt, denn das war ich aus Deutschland einfach gewohnt: Abendbrot mit meiner ganzen Familie an einem Tisch - eine schöne Möglichkeit einfach entspannt zu reden und Zeit miteinander zu verbringen. Diese Gelegenheit wollte ich nun also nicht verstreichen lassen... Unten erwartete mich dann eine Überraschung. An dem Tisch im Esszimmer saßen zwei mir nicht bekannte Personen. Schnell wurden mir diese beiden als das erste Au Pair Marika (ich bin das 3. Au Pair nach einigen Babysittern) und ihr Freund Benni vorgestellt, die für nicht einmal 24 Stunden in Amerika sein würden - samstags um 2.00pm gelandet und sonntags um 1.30pm wieder in Richtung Deutschland... "Hey, was hast du so am Wochenende gemacht? - Ich war in Amerika, und du?!"
Abends war ich noch mit Kirsten im Kino - Harry Potter 7, Part 1... ich musste einfach raus aus dem Haus, mich ablenken und jemanden Vertrautes sehen. Und auch wenn der Abend sehr entspannt - auch gefühlsmäßig - ausklang muss ich doch sagen: die zwei vergangenen Tage gehören zu den Schrecklichsten, die ich je durchleben musste.
Seit gestern ging es dann aber stetig bergauf. Gut ausgeschlafen fuhr ich mit meiner Gastfamilie shoppen - ich gönnte mir einen Adventskalender, schließlich ist der Dezember nicht mehr weit (unglaublich, denn das Wetter / die Temperaturen wollen noch lang nichts von einer kalten, schneebedeckten Weihnacht wissen...) und ein kleines bisschen Tradition & Heimat schadet nie. :) Nach einem weiteren gemeinsamen Familienessen schaute ich mir entspannt die American Music Awards an und fand zufrieden den Weg ins Land der Träume. Heute klingelte um 6.30am der Wecker (eine Stunde früher als vorher, aber das nehme ich - morgenmuffeliger Langschläfer! - gern für die richtige Familie und mein Wohlbefinden in Kauf), um 7.00am stand ich - chronische Zuspätkommerin - pünktlich in der Küche und mich erwartete... Rosie, die sehr schlabberfreudige und noch viel sprungfreudigere Hündin. Und sonst niemand. Hm. Gut. Ratlosigkeit machte sich breit, denn einen wirklichen Plan hatte ich nicht - somit wurde erst einmal Rosie mit einer Streicheleinheit beglückt... Meine Gastmutter hat sich extra für diese Woche freigenommen um mir alles in Ruhe zu zeigen - und dann verschläft sie doch promt (wie sich einige Minuten später herausstellte) an meinem ersten Arbeitstag! Diese Woche wird sie mir meine Aufgaben durch (hoffentlich nette) Zusammenarbeit zeigen, also meine Verantwortungen im Haushalt und den Tagesablauf mit den Kindern. Dabei ist es momentan meine Priorität, dass ich gerade im Umgang mit den Kindern durch Zuschauen/-hören lerne, wie meine Gasteltern mit ihnen sprechen, die Regeln setzen, Strafen und Belohnungen verteilen usw.
Ich muss nun zwar wieder von vorne anfangen [wenn auch nicht komplett, meine Freunde sind ja trotzdem noch in der Nähe :)] - alles neu erlernen, mich in meinem neuen Alltag zurecht- und eine Routine in der Arbeit wiederfinden -, aber trotzdem blicke ich nach diesem tollen ersten, recht entspannten Tag, an dem ich sogar schon neue Kontakte knüpfen konnte, zuversichtlich und glücklich meiner bevorstehenden Zeit entgegen... morgen habe ich zudem schon mein erstes Au Pair Treffen mit meiner neuen Gruppe und meinem neuen LCC, am Donnerstag ist Thanksgiving und am Freitag sehe ich Didi nach langer Zeit wieder :D
Ich habe die Leiter von der Hölle in den Himmel gefunden und bin schleunigst empor geklettert! Nun kette ich mich hier fest und gebe meinen Platz auf der Wolke der Glückseligkeit & Zufriedenheit nicht mehr her.
Bis dahin, take care :)

Samstag, 20. November 2010

Ich packe meinen Koffer und nehme mit...

...alles, was sich in den lezten dreieinhalb Monaten angesammelt hat und ich in meine mir zur Verfügung stehenden drei Koffer (und ein paar Taschen) quetschen kann! Und tausend Taschentücher...
Heute - Freitag, 19. November - war mein letzter Tag in der Gastfamilie - und ich muss sagen: der Abschied (von den Kindern) fiel mir sehr, sehr schwer :( Denn trotz allem was in die letzten Wochen vorgefallen ist, habe ich sie in mein Herz geschlossen - wir hatten schließlich auch viele tolle, spaßige gemeinsame Stunden, in denen ich sie einfach nur hätte knuddeln können.
Die letzten Arbeitstage verliefen weiterhin relativ harmlos und entspannt, bloß die letzten beiden Tage war nicht die beste Stimmung im Haus, da meine Gastmutter krank war und alle im Packstress waren (meine nun ehemalige Gastfamilie fliegt morgen nach San Diego, Kalifornien - ich glaube mein Ticket wurde an die Oma weitergereicht... :/).
Beide Kids wussten seit Montag, dass ich gehen werde - Cole war es relativ egal, für ihn war ich einfach immer nur "Mean Merle" und Ave war sehr anhänglich, lieb und nett (zumindest die meiste Zeit), nur heut ist ihre Stimmung umgeschwungen, sie war eher abweisend und schien irgendwie böse/sauer auf mich zu sein - vielleicht weil ich gehe...?! Als es Zeit zum Gute-Nacht-Sagen und somit der Moment des Abschiednehmens gekommen war, konnte ich meine über den Tag angestauten Tränen nicht mehr zurückhalten und nahm die (über meine Reaktion schockierten -"Merle, why are you so sad?!"- und mit mir Mitleid habenden) Kinder ein letztes Mal in den Arm... :( Lange Zeit zum Trauern blieb nicht, denn bereits eine halbe Stunde später sollte meine neue Gastfamilie vor der Tür stehen und - typisch Merle - es war noch nicht alles gepackt! Eins sag ich euch: Stress und Tränen und wirre Gedanken und Panik sind keine gute Mixtur. Nach ca. 1000 Mal Schrank öffnen, um festzustellen, dass nur Leere dort auf mich wartet, hievte ich dann die 1000-Kilo Koffer (mein neuer Gastpapa: "Hast du da Backsteine drin?!" :D) die Treppen hinuter und öffnete die Tür zu meinem neuen Leben. Unter Tränen.
Es folgte der Abschied von meiner Gastmutter (mein Gastvater war nicht da, wahrscheinlich noch am arbeiten...) - sie nahm mich sogar in den Arm (das ist ÄUßERST SELTEN!), gab mir noch ein paar letzte Worte mit auf den Weg ("Schade, dass es nicht geklappt hat zwischen uns, bitte bleibe aber in Kontakt zu uns - du kannst die Kinder jederzeit sehen...") und drückte mir zusammen mit meinem letzten Gehalt einen pinken Umschlag in die Hand. Draußen im Auto erwartete mich schon sehnlichst meine neue Gastfamilie - vor allem die Kids freuten sich unglaublich mich zu sehen. Mich, das nicht-mit-dem-Weinen-aufhören-könnende neue Au Pair. Super Start!
Naja, nun sitze ich hier zurückgezogen - Koffer noch unberührt - in meinem neuen Zimmer (das wirklich schön und groß ist, nebenbei bemerkt) auf meiner "eigenen" Etage - und kann immer noch nicht aufhören zu weinen :( Dabei war meine neue Gastfamilie vorhin echt superlieb, sie haben mich tausend Mal in den Arm genommen und mir aufbauende Worte zugesprochen. Mir schießen gerade tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf: Ich will nach Hause (Deutschland)! War es die richtige Entscheidung? Ich will zurück nach Larchmont! Ich will mit nach San Diego! Wie wird das alles in der neuen Familie? Werde ich mich hier wohl fühlen? Ich vermisse Ave & Colie jetzt schon! Ich bin allein...! Warum kann nicht einfach mal alles gut laufen und einfach sein?!
Das kann ja 'ne Nacht werden... Taschentücher liegen im Vorrat bereit^^

P.S. Der pinke Umschlag enthielt übrigens eine Dankeschön-Karte (+Text) mit jeweils einem Foto von Ave und Colie - was meinen Tränenfluss eher noch mehr anregt :(... Wenn ich nur daran denke... :(

Dienstag, 16. November 2010

Rematch?!

Nach langer Zeit des Stillschweigens moechte ich euch endlich mal auf den neuesten Stand der Dinge bringen und kurz Schildern was mich die letzten Wochen so bewegt hat...
Seit meinem letzten Eintrag ging es mit meinem Wohlbefinden in der Familie stetig bergab und musste auch einige (tiefe) Schlaglöcher in Kauf nehmen. Allzu oft habe ich mich weinend oder einfach nur frustriert & deprimiert in meinem Zimmer wiedergefunden oder habe mich Freunden oder meiner Familie gegenüber beschwert und mein Herz ausgeschüttet. Von Tag zu Tag fiel es mir schwerer morgens aus den Federn zu steigen, da ich einfach keine Lust auf das ganze alltägliche Theater hatte: eine immer gestresste, oft unfreundliche, nie zufriedenzustellende Gastmutter und zwei ICH-WILL-ausschließlich-MAMA-Kinder, die einem den Spaß an der Arbeit verderben. Und von Tag zu Tag drängte sich dann auch der Gedanke an ein Rematch, also das Wechseln der Gastfamilie, immer mehr in den Vordergrund. Denn um ehrlich zu sein hatte ich (fast) nur noch Freude an meiner (heißersehnten) freien Zeit außerhalb der Gastfamilie - und so sollte es eigentlich nicht sein... Dafür habe ich meine Freizeit gut genutzt und sie umso mehr genossen - wenn man davon absieht, dass ich die Treppe zum Keller hinuntergefallen bin (mein Daumen ist immer noch blau -.-) und von der Polizei wegen Nichteinhalten der Straßenverkehrsregelungen angehalten wurde: Basketballspiel der New York Knicks, Oktoberfest in Larchmont, durch NYC schlendern & Geburtstagsgeschenke besorgen, Halloween-Parade in NYC, pumpkin carving, Philadelphia erkunden, Joshua Radin / The Script Konzert, erster Bar-Besuch, erste Hausparty :D, Kino (the social network, due date), gemütliche DVD-Abende, shoppen bis zum Umfallen (unter anderen in der größten Mall Amerikas - King of Prussia) und natürlich ist auch die Nahrungsaufnahme nicht zu vergessen ;) (Applebee's, diverse Diner, Dunkin Donuts, cheesecake factory,[...]). Da wurde dann das schlechte, abweisende Verhalten der Kinder (Beleidgungen, Treten, Schlagen, Spucken, Schreien und Weinen ohne Grund bzw. um Mamas Aufmerksamkeit zu bekommen, bei jeder Kleinigkeit vor-mir-weg-und-immer-zu-meiner-Gastmutter-hinrennen, kaum auszuhaltende und stetig wechselnde Launen, etc.) und meine Gastmutter schnell in den Hintergrund verdrängt.
Auf die Dauer konnte das aber nicht gut gehen und an einem Mittwoch war meine Entscheidung dann fast schon gefallen: ich möchte die Familie wechseln, ich möchte das nicht weiter über mich ergehen lassen... Also rief ich meinen LCC (Local childcare coordinator), meine örtliche Betreuerin von der Agentur, an um ein Treffen zu vereinbaren und ihr die Situation zu schildern. Nachdem sie mich freitags noch versuchte umzustimmen, nahm ich an dem Samstag vor Halloween meinen ganzen Mut zusammen, passte den perfekten Moment ab und redete mir alles unter Tränen von der Seele. Beide haben relativ geschockt reagiert, dennoch hatte meine Gastmutter auch schon einiges selbst festgestellt und mitbekommen. Nach tausenden Entschuldigungen ihrerseits für meine Lage sind wir dann mit der Einigung auseinander gegangen, dass ich nochmal ein, zwei Tage drüber nachdenke und sie versuchen, mit den Kindern zu reden und allgemein eine Besserung zu erzielen. Montags hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, da ich die Bemühungen meiner Gastmutter, Dinge zu verbessern, deutlich wahrnahm aber eigentlich meine Entscheidung nun wirklich fest stand. Zu meiner Überraschung suchte sie allerdings abends das Gespräch, in dem sie mir eröffnete, dass sie ebenfalls nochmal über das Ganze nachgedacht hätten und zu dem Schluss gekommen wären, dass sie eigentlich kein Au Pair benötigen, sie also das Rematch befürworten. Ich bin also wirklich überflüssig! Offiziell fehl am Platz... Trotz dieser ernüchternden Erkenntnis fiel mir ein Stein vom Herzen!
Dann ging alles relativ schnell & glatt über die Bühne: am Freitag - 5. November - wurde der Prozess offiziell eingeleitet, am Dienstag - 9. November - mein Account bei der Agentur wieder für andere Familien freigeschaltet. Am selben Tag erhielt ich schon meinen ersten Vorschlag, der letztendlich nach einigem Hin und Her (ich hatte ein wenig Stress mit meiner Agentur, da ich mich eigenständig auf die Suche nach einer neuen Gastfamilie gemacht hatte...) am Montag - 15. November - mein Final wurde.
Am Freitag - 19. November - (wenn die 14 Tage meiner Rematch-Zeit abgelaufen sind -mehr Zeit hat man nicht eine neue Bleibe zu finden bzw. finden zu lassen^^) werde ich nun nach Scarsdale, einem Nachbarort von Larchmont, in die Familie Decker ziehen und das neue Au Pair von Sam und Hannah (beide im Schulalter) sein. Zu der Familie gehört ein überhaus süßer, nicht-haarender (guuut!) Hund names Rosie - ein Mix aus Pudel und Yorkshire Terrier. Auch wenn mein erster Eindruck (Kurzprofil) nicht so gut war wurde er durch ein Telefonat (erster Satz: "Merle, wir haben deine Unterlagen gesehen - UND WIR LIEBEN DICH!" :D) und ein Treffen am Sonntag - 14. November - sehr schnell verworfen: mich empfing eine sehr nette, herzliche, offene und einfach nur normale Familie - genau das was ich brauche, suche und mir unter einer amerikanischen Gastfamilie vorgestellt habe! Die Kinder hätten mich am liebsten gleich dort behalten... :D Und das Wichtigste: Diese Familie braucht mich wirklich, beide Eltern sind berufstätig.
Trotzdem sind meine Gefühle weiterhin gemischt, ich bin andauernd hin- und hergerissen, ob ich wirklich die richtige Entscheidung treffe. Das Ganze fällt mir ziemlich schwer und die Rematch-Situation nimmt mich wirklich mit, doch ich bin optimistisch, dass fröhlichere Zeiten auf mich warten - wenn auch nicht in meiner aktuellen Gastfamilie. Denn wenn ich mir wieder all die Gründe in den Sinn rufe, die mich zu diesem Standpunkt getrieben haben, kann es gar nicht die falsche Entscheidung sein - es kann nur noch besser werden.
Ich hoffe, die noch ausstehende Arbeitstage - obwohl meine hostmom ihrerseits aus als Rematch-Grund angegeben hat, dass sie kein Au Pair mehr, sondern nur noch einen Babysitter für abends benötigen, nutzt sie meine 14 verbleibenen Tage bis auf den letzten aus...- laufen weiterhin relativ glimpflich und entspannt ab - letzte Woche war die Mutter meiner hostmom da und hat mir sehr viel Arbeit abgenommen, wenn auch eher den spaßigen Teil...
Eins nehme ich aber aus dieser Zeit - die nicht durchgehend schlecht war, das möchte ich hier einmal betonen! - mit: Ich möchte niemals so sein / mich verhalten wie meine Gastmutter... ;)

"Hey, alles glänzt, so schön neu.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, mach neu.
Hier ist die Luft verbraucht, das Atmen fällt mir schwer.
Bye Bye ich muss hier raus, die Wände kommen näher.
Die Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehn wo's hingeht.
Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht."
-> die Koffer müssen aus dem Schrank geholt, vom Staub befreit und mit meinem Hab und Gut gefüllt werden... ich mach mich mal an die Arbeit!
Bis dahin, take care :*

P.S. Ein Dank (!!!) an alle, die sich so um mich gesorgt und sich ständig nach mir und meinem Wohlbefinden, nach dem aktuellen Stand der Dinge erkundigt und aufbauende Worte ausgesprochen haben. :) Und es tut mir Leid, wenn einige dabei zu kurz gekommen sind oder ich nicht auf jede Nachricht antworten konnte!