Nach langer Zeit des Stillschweigens moechte ich euch endlich mal auf den neuesten Stand der Dinge bringen und kurz Schildern was mich die letzten Wochen so bewegt hat...
Seit meinem letzten Eintrag ging es mit meinem Wohlbefinden in der Familie stetig bergab und musste auch einige (tiefe) Schlaglöcher in Kauf nehmen. Allzu oft habe ich mich weinend oder einfach nur frustriert & deprimiert in meinem Zimmer wiedergefunden oder habe mich Freunden oder meiner Familie gegenüber beschwert und mein Herz ausgeschüttet. Von Tag zu Tag fiel es mir schwerer morgens aus den Federn zu steigen, da ich einfach keine Lust auf das ganze alltägliche Theater hatte: eine immer gestresste, oft unfreundliche, nie zufriedenzustellende Gastmutter und zwei ICH-WILL-ausschließlich-MAMA-Kinder, die einem den Spaß an der Arbeit verderben. Und von Tag zu Tag drängte sich dann auch der Gedanke an ein Rematch, also das Wechseln der Gastfamilie, immer mehr in den Vordergrund. Denn um ehrlich zu sein hatte ich (fast) nur noch Freude an meiner (heißersehnten) freien Zeit außerhalb der Gastfamilie - und so sollte es eigentlich nicht sein... Dafür habe ich meine Freizeit gut genutzt und sie umso mehr genossen - wenn man davon absieht, dass ich die Treppe zum Keller hinuntergefallen bin (mein Daumen ist immer noch blau -.-) und von der Polizei wegen Nichteinhalten der Straßenverkehrsregelungen angehalten wurde: Basketballspiel der New York Knicks, Oktoberfest in Larchmont, durch NYC schlendern & Geburtstagsgeschenke besorgen, Halloween-Parade in NYC, pumpkin carving, Philadelphia erkunden, Joshua Radin / The Script Konzert, erster Bar-Besuch, erste Hausparty :D, Kino (the social network, due date), gemütliche DVD-Abende, shoppen bis zum Umfallen (unter anderen in der größten Mall Amerikas - King of Prussia) und natürlich ist auch die Nahrungsaufnahme nicht zu vergessen ;) (Applebee's, diverse Diner, Dunkin Donuts, cheesecake factory,[...]). Da wurde dann das schlechte, abweisende Verhalten der Kinder (Beleidgungen, Treten, Schlagen, Spucken, Schreien und Weinen ohne Grund bzw. um Mamas Aufmerksamkeit zu bekommen, bei jeder Kleinigkeit vor-mir-weg-und-immer-zu-meiner-Gastmutter-hinrennen, kaum auszuhaltende und stetig wechselnde Launen, etc.) und meine Gastmutter schnell in den Hintergrund verdrängt.
Auf die Dauer konnte das aber nicht gut gehen und an einem Mittwoch war meine Entscheidung dann fast schon gefallen: ich möchte die Familie wechseln, ich möchte das nicht weiter über mich ergehen lassen... Also rief ich meinen LCC (Local childcare coordinator), meine örtliche Betreuerin von der Agentur, an um ein Treffen zu vereinbaren und ihr die Situation zu schildern. Nachdem sie mich freitags noch versuchte umzustimmen, nahm ich an dem Samstag vor Halloween meinen ganzen Mut zusammen, passte den perfekten Moment ab und redete mir alles unter Tränen von der Seele. Beide haben relativ geschockt reagiert, dennoch hatte meine Gastmutter auch schon einiges selbst festgestellt und mitbekommen. Nach tausenden Entschuldigungen ihrerseits für meine Lage sind wir dann mit der Einigung auseinander gegangen, dass ich nochmal ein, zwei Tage drüber nachdenke und sie versuchen, mit den Kindern zu reden und allgemein eine Besserung zu erzielen. Montags hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, da ich die Bemühungen meiner Gastmutter, Dinge zu verbessern, deutlich wahrnahm aber eigentlich meine Entscheidung nun wirklich fest stand. Zu meiner Überraschung suchte sie allerdings abends das Gespräch, in dem sie mir eröffnete, dass sie ebenfalls nochmal über das Ganze nachgedacht hätten und zu dem Schluss gekommen wären, dass sie eigentlich kein Au Pair benötigen, sie also das Rematch befürworten. Ich bin also wirklich überflüssig! Offiziell fehl am Platz... Trotz dieser ernüchternden Erkenntnis fiel mir ein Stein vom Herzen!
Dann ging alles relativ schnell & glatt über die Bühne: am Freitag - 5. November - wurde der Prozess offiziell eingeleitet, am Dienstag - 9. November - mein Account bei der Agentur wieder für andere Familien freigeschaltet. Am selben Tag erhielt ich schon meinen ersten Vorschlag, der letztendlich nach einigem Hin und Her (ich hatte ein wenig Stress mit meiner Agentur, da ich mich eigenständig auf die Suche nach einer neuen Gastfamilie gemacht hatte...) am Montag - 15. November - mein Final wurde.
Am Freitag - 19. November - (wenn die 14 Tage meiner Rematch-Zeit abgelaufen sind -mehr Zeit hat man nicht eine neue Bleibe zu finden bzw. finden zu lassen^^) werde ich nun nach Scarsdale, einem Nachbarort von Larchmont, in die Familie Decker ziehen und das neue Au Pair von Sam und Hannah (beide im Schulalter) sein. Zu der Familie gehört ein überhaus süßer, nicht-haarender (guuut!) Hund names Rosie - ein Mix aus Pudel und Yorkshire Terrier. Auch wenn mein erster Eindruck (Kurzprofil) nicht so gut war wurde er durch ein Telefonat (erster Satz: "Merle, wir haben deine Unterlagen gesehen - UND WIR LIEBEN DICH!" :D) und ein Treffen am Sonntag - 14. November - sehr schnell verworfen: mich empfing eine sehr nette, herzliche, offene und einfach nur normale Familie - genau das was ich brauche, suche und mir unter einer amerikanischen Gastfamilie vorgestellt habe! Die Kinder hätten mich am liebsten gleich dort behalten... :D Und das Wichtigste: Diese Familie braucht mich wirklich, beide Eltern sind berufstätig.
Trotzdem sind meine Gefühle weiterhin gemischt, ich bin andauernd hin- und hergerissen, ob ich wirklich die richtige Entscheidung treffe. Das Ganze fällt mir ziemlich schwer und die Rematch-Situation nimmt mich wirklich mit, doch ich bin optimistisch, dass fröhlichere Zeiten auf mich warten - wenn auch nicht in meiner aktuellen Gastfamilie. Denn wenn ich mir wieder all die Gründe in den Sinn rufe, die mich zu diesem Standpunkt getrieben haben, kann es gar nicht die falsche Entscheidung sein - es kann nur noch besser werden.
Ich hoffe, die noch ausstehende Arbeitstage - obwohl meine hostmom ihrerseits aus als Rematch-Grund angegeben hat, dass sie kein Au Pair mehr, sondern nur noch einen Babysitter für abends benötigen, nutzt sie meine 14 verbleibenen Tage bis auf den letzten aus...- laufen weiterhin relativ glimpflich und entspannt ab - letzte Woche war die Mutter meiner hostmom da und hat mir sehr viel Arbeit abgenommen, wenn auch eher den spaßigen Teil...
Eins nehme ich aber aus dieser Zeit - die nicht durchgehend schlecht war, das möchte ich hier einmal betonen! - mit: Ich möchte niemals so sein / mich verhalten wie meine Gastmutter... ;)
"Hey, alles glänzt, so schön neu.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, mach neu.
Hier ist die Luft verbraucht, das Atmen fällt mir schwer.
Bye Bye ich muss hier raus, die Wände kommen näher.
Die Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehn wo's hingeht.
Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht."
-> die Koffer müssen aus dem Schrank geholt, vom Staub befreit und mit meinem Hab und Gut gefüllt werden... ich mach mich mal an die Arbeit!
Bis dahin, take care :*
P.S. Ein Dank (!!!) an alle, die sich so um mich gesorgt und sich ständig nach mir und meinem Wohlbefinden, nach dem aktuellen Stand der Dinge erkundigt und aufbauende Worte ausgesprochen haben. :) Und es tut mir Leid, wenn einige dabei zu kurz gekommen sind oder ich nicht auf jede Nachricht antworten konnte!
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