Sonntag, 29. August 2010

Achterbahnfahrt

Die letzten zwei Tage in Westport, CT stehen an und dann geht es endlich "heim" nach Larchmont, NY. Das bedeutet nun für mich, die ganzen Spielsachen der Kids von den Spielsachen der hier normalerweise hausenden Kids zu trennen... und natürlich alles andere was hier mit her gebracht wurde. Problem: Ich kenne nicht wirklich den Haushalt meiner Gastfamilie ;) Das kann ja noch was werden... außerdem heißt es dann wieder: alle meine Sachen in die Koffer quetschen! Yeah..! Aber zumindest kann ich dann endlich anfangen, mich richtig einzuleben, Freunde zu finden und mehr außer Haus zu unternehmen - ganz wichtig! Denn gerade die letzten Tage habe ich gemerkt: egal wie gut ich Ave & Cole leiden kann, ich brauch auch mal 'ne Pause, ein bisschen Abstand, muss mich andersweitig beschäftigen und aus dem Haus rauskommen.
Zusätzlich zu dem Umzug hab ich noch einen weiteren Lichtblick: am Freitag fahre ich zu Didi nach Boston und zusammen mit Nicki werden wir mit absoluter Sicherheit ein suuuuper Wochenende haben! Ich freu mich schon sehr, sehr dolle auf euch! :D [& endlich mal bekannte und mir vertraute Gesichter, die ich (real) sehe...!]
Die letzten Tage waren das reinste Auf und Ab, sowohl wie die Tage verliefen als auch wie meine Gefühlslage und die der Kids (vor allem Avery hat ziemliche Stimmungsschwankungen) war. Gerade die letzten drei Tage sind mit einer Achterbahnfahrt zu vergleichen. Donnerstag waren Freunde von Ave & Cole zu Besuch. Während es sich die Eltern zu einem Plausch inklusive Snack gemütlich gemacht haben, durfte ich vier Kindern, die wie von einer Tarantel gestochen und mit einer unzumutbaren Lautstärke durchs Haus gerannt sind, hinterherjagen. Und je später es wurde, desto quengeliger, zickiger, heulerischer wurden sie... mein Geduldsfaden wurde bis zum äußersten strapaziert -.- Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie kaputt und müde ich nach 13 Stunden durchgängiger Arbeit ins Bett gefallen bin. Gestern (Freitag) hatten beide einen guten Tag, wir hatten viel Spaß am Strand und zu Hause, Cole wollte sogar freiwillig im Pool schwimmen gehen (und das obwohl er normalerweise alles was auch nur annähernd mit Wasser zu tun hat total hasst: Händewaschen, duschen, baden, Strand, Pool, etc.) Solche Tage gehen schnell rum und kommen mir auch nicht wirklich anstrengend vor. Solche Tage mag ich! Solche Tage veranlassen mich zu sagen: Mir gefällt es hier wirklich gut! Au Pair sein macht Spaß! Dann kommen aber Tage wie heute... Tage, die mich das Gegenteil denken lassen. Avery hatte heute einen eher schlechten Tag, hat schon beim Mittagessen ziemlich rumgezickt und Hanna stark vermisst (nachdem wir mit ihr geskyped haben). Am Nachmittag kam dann aber das schlimmste, was einem als Au Pair gesagt werden kann und worauf wir in der Trainingsschule zwar vorbereitet wurden (und auch wie man darauf reagiert), jedoch in der Situation selbst ein "Schlag ins Gesicht" und nicht wirklich leicht wegzustecken war: "I don't like you, I only love Hanna and Franziska (das zweite Au Pair, was nach ein paar Wochen die Familie gewechselt hat). I don't want you to stay for a year. I don't care about you!" ZACK! - darauf so zu reagieren wie verlangt, war nicht wirklich möglich... Sie meint das zwar nur in dem Moment so (später haben wir zusammen im Pool geplantscht, als wäre nichts gewesen und vorm Schlafengehen hat sie mir noch gesagt, wie toll und lustig sie die Zeit, die wir draußen verbracht haben, fand...), aber es verletzt einen trotzdem. Ich musste mich echt zusammenreißen, nicht zu weinen. Hab gerade noch "But I care about you!" herausbekommen...
Naja, morgen habe ich meinen freien Tag und den werde ich genießen und zum Entspannen nutzen! :)

Bis dahin - take care!
Merle :*

P.S. Im Gegensatz zu Nicki scheine ich ab und zu noch zu denken, dass ich mich in Deutschland befinde. Zwar ist mein Englisch schon flüssiger (ich plapper mittlerweile einfach drauf los), ich verstehe viel mehr und lerne jeden Tag neue Wörter dazu - aber trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich anfange Deutsch mit den Kids zu reden. Spätestens wenn ich dann die Fragezeichen auf ihren Gesichtern sehe, befinde ich mich aber wieder in der Realität, in Amerika, in der englischen Sprache... ;)

Freitag, 20. August 2010

Achtung, Eisbär im Anflug!

Da liegt man spät nachmittags ganz entspannt im Pool auf einer Luftmatratze, lässt sich die Sonne auf den Rücken scheinen und den Tag nochmal Revue passieren... und denkt sich: das war endlich mal echt ein super Tag [Kinder waren pünktlich fertig für ihr Camp, lunch wurde ohne Kritik (weder von der Mutter noch von den Kids selbst) über die Bühne gebracht, hab super mit Cole & Ave zusammen gespielt & hatte viel Spaß, sowohl drinnen (wo ich einigen Knuddelattacken ausgesetzt war :D) als auch draußen im Pool) und hab mich gut mit meinen Gasteltern unterhalten] - doch dann wurde ich eines Besseren belehrt und hatte plötzlich übelste Kopfschmerzen. Man sollte sich nie zu früh freuen...! Da hat Cole mir doch tatsächlich einen Plastikeisbären in Form eines Ei (gefüllt mit Wasser und demnach ziemlich schwer) volle Kanne an den Kopf geworfen. Natürlich nicht mit Absicht (er fand es einfach lustig, diverse Sachen in den Pool zu werfen), aber weh tat es trotzdem. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu sagen: "I'm sooo sorry Merle, really, I'm sooo sorry!", hat versucht mich zu trösten und mich in den Arm genommen - ich konnte allerdings auch kaum aufhören, Tränen zu vergießen- ziemlich peinlich, aber irgendwie bin ich seit Montag eh schon total sensibel.
Hanna ist Montag abgereist, sehr traurig für alle, vor allem die Kids wollten sie gar nicht gehen lassen und gerade Avery merkt man jetzt noch an, wie sehr sie sie vermisst. Seitdem muss ich sozusagen "allein" in meiner mir noch fremden Gastfamilie in einem mir noch fremden Land klarkommen... Die erste Arbeitswoche ohne Hannas Unterstützung nähert sich dem Ende und ich muss sagen: Es lief bis jetzt ganz gut. Hab diese Woche vormittags immer zwei bis drei Stunden frei, da Ave ein Prinzessinnen/Ballett-Camp und Cole ein Lego-Camp besucht. Zudem verbringen meine beiden Gasteltern im Gegensatz zur letzten Woche sehr viel Zeit zu Hause, was insgesamt den Tagen ein wenig die Anstrengung und die Länge nimmt - sehr angenehm! Außerdem redet meine Gastmutter nun ziemlich viel mit mir :) sie hat mir viele Tipps gegeben, mich korrigiert oder einfach nur gelobt und sich bedankt und auch mit meinen beiden Gastkindern bin ich erstaunlich gut klargekommen. Ich muss mich zwar noch ein bisschen in meiner Rolle als Au Pair zurechtfinden, z.B. wie ich mich den Kindern gegenüber am besten durchsetze ohne ihren Respekt und ihre Zuneigung [was sich ja beides gerade erst noch aufbaut & entwickelt - hoffe ich zumindest ;)] zu verlieren - also ein gutes Gleichgewicht zwischen der strengen und der netten Merle finden ;) -, aber das wird schon. Es braucht einfach seine Zeit, sich an alles - an die Familie, an die Umgebung - zu gewöhnen.
Nun sitze ich hier, mit einer dicken Beule am Kopf (inklusive immer noch anhaltender Kopfschmerzen) und "genieße" meine freie Zeit und das amerikanische TV-Abendprogramm, welches ungelogen alle 5 Minuten unterbrochen wird von "kollektiv wirkenden Maßnahmen, die im Interesse eines Unternehmens oder einer Gruppe von Unternehmen eingesetzt werden, um einen Kundenstamm zu gewinnen, zu entwickeln und zu binden" [auch bekannt als Werbung ;)] - ätzend!
Gute Nacht Amerika - Guten Morgen Deutschland! :*

Sonntag, 15. August 2010

America - I'm lovin' it! ...oder vielleicht auch nicht?!

Sooo, meine ersten beiden Wochen in Amerika sind nun fast um und ich dachte mir, es wird so langsam mal Zeit ein bisschen zu berichten... :)
Die Wochen vor meiner Abreise waren sehr schön, ich hab noch viel von Deutschland gesehen (unter anderem Berlin, Bremen, Emden, Wolfsburg und Juist) und viel Zeit mit meinen lieben Freunden und meiner tollen Familie verbracht. An meinem letzten Wochenende wurde noch einmal kräftig gefeiert (freitags zusammen mit Neele und Jule [die sich mittlerweile in Neuseeland befinden ;)] - danke, dass ihr so zahlreich erschienen seid und danke für die tollen Geschenke :) -, samstags in Langenberg auf dem Schützenfest & sonntags mit den Verwandten und meinen Besten) und ich konnte mich von allen verabschieden, wobei es komisch war zu sagen und zu hören: „Wir sehen uns dann in einem Jahr...!“
Nachts auf den letzten Drücker noch schnell die Koffer gepackt (was mich mal wieder sehr unter Zeitdruck setzte und mir das Gefühl gab, die Hälfte zu vergessen), ging es dann Montag in der Früh (02. August) los. Um halb 5 machten Mama, Papa, Wiebke und ich uns auf den Weg zum Hamburger Flughafen, wo wir dann auch überpünktlich ankamen. Das verschaffte mir Zeit, meine Koffer noch umzupacken (juchu!), da mein Handgepäcktrolley zu groß und schwer fürs Handgepäck war (und später stellte sich heraus, dass welche noch größere Koffer bei sich hatten, toll! -.- ). Dann begab ich mich auf die Suche nach Hannah, Anna und Nina mit denen ich vereinbart hatte, zusammen einzuchecken, damit wir nebeneinander sitzen können - was letztendlich nur für den Flug von Hamburg nach München geklappt hat... den langen Flug von München nach New York verbrachte jeder für sich allein...bzw. mit anderen (zufällig neben einem sitzend) Au Pairs. Nach der Gepäckaufgabe (2 Koffer statt einem, was - wie gesagt - völlig unnötig war und für mich bedeutete die Fluggesellschaft mit Geld zu bereichern -.-) hieß es dann bald, sich von den Lieben zu verabschieden, was für mich irgendwie nicht wirklich real war.
In New York angekommen waren die befürchteten Zollkontrollen nicht der Rede wert und ein kleiner Bus und eine Bullenhitze erwarteten uns draußen. Es folgte noch eine im Vergleich zur restlichen Reise kurze Fahrt zur Trainingsschule meiner Agentur Cultural Care nach Oakdale (auf Long Island), wo wir nach anstrengendem Koffer-in-den-3.-Stock-schleppen und einer kurzen Willkommensrede samt erstem amerikansichen Snack müde in die Betten fielen. Die 5 Tage in der Schule waren sehr anstrengend (aufgrund des Jetlags und den 8 Stunden Unterricht pro Tag), es gab kaum Zeit mal zu verschnaufen und die meisten waren froh, als sich die Woche dem Ende neigte und das Aufeinandertreffen mit der Gastfamilie bevorstand. Doch vorher stand noch ein wichtiger Punkt auf dem Stundenplan: NEW YORK CITY! Doch aus diese Tour war nicht weniger anstrengend - es war total warm, ich war müde und wir hatten nur wenig Zeit diese große Stadt zu "erkunden", erste Einkäufe zu erledigen, knurrende Mägen zu stillen (das Essen in der Schule war nicht wirklich gut...) und die vielen neuen Eindrücke (Times Square, Statue of liberty, Top of the Rock, viele [verschiedene] Menschen, überall leuchtende Reklame, Rush hour, etc.), die auf uns einprasselten, zu verarbeiten.
Freitag (06. August) war es dann so weit: Koffer bei gefühlten 50 °C zum Bus transportieren, neu gewonnene Freunde verabschieden und angespannt im Bus sitzen und auf das erste Treffen mit meiner Gastfamilie warten.
An der Bushaltestelle wartete bereits Hanna, das vorherige Au Pair auf mich und fuhr mit mir zu unserem Haus nach Larchmont (New York), wo meine Gastmutter bereits auf mich wartete und mich freudig empfing.Sie zeigte mir das Haus, Hanna anschließend den Ort und dann machten wir uns auf den Weg nach Westport (Connecticut), wo die Familie für 4 Wochen ein Haus (mit Pool!) gemietet hat. Meine Aufregung wuchs mit der Zeit, denn das wichtigste Treffen - das mit den Kindern - stand mir noch bevor. Avery brauchte nicht lang, da hing sie schon an meiner Hand :) Cole hingegen hatte Angst und versteckte sich (in dem riiiiesen Haus, sodass erstmal eine nervenaufreibende Suchaktion gestartet werden musste...). Guter Anfang...! Abends lernte ich dann noch meinen Gastvater kennen.
Jetzt nach meiner ersten Arbeitswoche (ich bin total kaputt & müde und es waren lange Tage...) lautet mein Gefühlsstatus: Chaos pur! Manchmal denke ich: „Ich will nach Hause!“, doch es überwiegen die Momente in denen ich denke: „Das Jahr könnte ganz gut werden!“. Tendenz steigend. Mit den Kindern komme ich bis jetzt ganz gut klar, auch Cole ist mittlerweile mit mir „warm geworden“. Momentan sind sie jedoch des öfteren ein bisschen schwierig, was wohl aber an der momentanen Situation liegt: ein fremdes Haus, zwei Au Pairs (Hanna hat mich eingearbeitet, mir sehr viel gezeigt [wofür ich ihr auch sehr dankbar bin!] und reist am kommenden Montag ab] und eine oft nicht anwesende Gastmutter, obwohl sie eine „stay at home mom“ ist... Was mich momentan stört, ist, dass meine Gastmutter kaum mit mir sondern nur mit Hanna redet wenn was ansteht und ich dann immer planlos rumstehe (ICH bin das neue Au Pair, ICH muss doch eingearbeitet werden, nicht nur von und über Hanna sondern auch von ihr...) und dass ich hier ab Montag dann sozusagen allein bin. Ich komm hier aus dem Haus nicht raus (gerade abends kann es schnell langweilig werden, wenn man niemanden hat um was zu unternehmen, einen Film zu gucken oder sich einfach zu unterhalten...) und ich brauch mir hier keine Freunde suchen, weil wir in zwei Wochen so oder so zurück nach Larchmont ziehen.
Aber heute (14. August) war ein guter Tag, ich bin gerade sehr zuversichtlich, dass es ein super Jahr hier in Amerika wird! Nur an das Essen will ich mich nicht gewöhnen ;) bis auf peanut butter und chocolate chip cookies (YUMMY!) schmeckt es mir aber eh nicht so wirklich...
Genug für heute... ;)
Sonnig warme Grüße nach Deutschland! :)