Dienstag, 5. Oktober 2010

Gaensehaut!

...schon wieder ist eine Woche wie im Fluge vergangen, mein 2-monatiges Jubilaeum liegt mittlerweile ein paar Tage zurueck und das Wort "Oktober" ziert das Kalenderblatt. Unglaublich aber wahr! Und das Wetter betont: es ist Herbst! Regen, Wind und Kaelte lassen einen die noch nicht wirklich vorhandenen warmen Klamotten aus dem Schrank kramen und am Wochenende durfte ich sogar trotz vier Lagen (Top, T-Shirt, duenner Pulli, Sweatshirt) ordentlich frieren.
Innerhalb der letzten Woche ist nicht wirklich was Spannendes passiert, ich habe meine freie Zeit, die dank des Kindergartens um einige Stunden gestiegen ist, mit schlafen/faulenzen, skypen und Freunden verbracht und meine Arbeitszeit mit kochen, Hausputz und Kinder betuedeln gut rumbekommen.
Freitag begann dann das unglaublich schreckliche Wochenende in einer unglaublich schoenen Umgebung, dem an einem See gelegenen Mohonk Mountain House (http://www.mohonk.com/)... Morgens, waehrend die Kids noch im Kindergarten waren, startete ich mit den Vorbereitungen, denn nach dem Mittagessen sollte es auf den Weg in die Berge gehen. Mehr oder weniger puenktlich ging es dann mit schlecht gelaunten Kindern und einer schon ziemlich gestressten Gastmutter los, mein Gastvater fuhr in einem zweiten Auto hinterher. Nach einer eineinhalbstuendigen, vom Regen gepraegten Fahrt, die ich ueberwiegend mit dem Versuch verbrachte, beiden Kindern genuegend Aufmerksamkeit zu schenken (was echt schwierig werden kann, wenn beide einem etwas zur gleichen Zeit uuuunbedingt zeigen wollen...) kamen wir an unserem Ziel an und ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich war selten an einem so unglaublich schoenen Ort - ein Traum! Kein Wunder, dass an dem Wochenende dort bis zu zwei Hochzeiten an einem Tag stattfanden. Zu meiner Enttaeuschung fuhren wir jedoch nach Schluesselentgegennahme und erster Erkundung des Gelaendes die endlos lange und enge Strasse, die als Ein- und Ausfahrt des Hotels dient, wieder zurueck. Nach einigen Minuten realisierte ich, dass wir die drei Tage nicht direkt in dem vor Erholung und Entspannung nur so strotzenden, riiiiiesigen, alten, schlossaehnlichen Gebaeude verbringen sondern fernab in der Einsamkeit des Waldes in einer zum Anwesen gehoerenden Cottage hausen wuerden. Naaa klasse... Merle, kommst du bitte wieder runter von deinen rosaroten Wolken?! - SO hatte ich mir das Wochenende ehrlich gesagt nicht vorgestellt, hatte andere Erwartungen gehegt und seitens meiner Gastmutter auch nicht wirklich Informationen darueber erhalten. Das hatte zur Folge, dass sich zu wenig Lebensmittel in dem eh schon grossen Gepaeckberg befand... DENN Cottage = Selbstversorgung / ein nicht gut informiertes Au Pair = Hunger und unnoetiger Stress -.-
Die schlechte Kommunikation zwischen meiner Gastmutter und mir brachte dann noch einige Situationen mit sich, die meine Gastmutter unzufrieden stimmten und somit unfreundlich, von-mir-genervt-klingend, pampig und ein wenig herablassend werden liessen. Darauffolgend setzte ich mich selbst ziemlich unter Druck, ihren hohen Anspruechen gerecht zu werden und alles richtig zu machen, was jedoch ebenfalls nach hinten losging (wie das nunmal so ist...). Zudem gesellten sich dann noch zwei Kinder, die sich in einer "Ich-hoere-nicht-darauf-was-andere-Leute-mir-sagen,-vor-allem-wenn es-mein-Babysitter-ist"-Phase befanden (wenn es um die "ernsten" Dinge wie Essen, fuer-den-Tag-oder-das-Bett-Fertigmachen oder Baden ging) und die Aussicht 13 Tage am Stueck arbeiten zu muessen. Meine Laune war die ueberwiegende Zeit des Wochenendes im Keller - und die meiner Gastmutter von Tag zu Tag gereizter...-, Traenen mussten unterdrueckt werden (es gelang mir nicht immer...) und Heimweh und Gedanken, die Familie zu wechseln, machte sich ueberaus breit - was in meiner Amerika-Zeit bis dahin noch nicht auf meiner Erlebnisliste zu finden war. :/
Jetzt im Nachhinein wird mir klar, dass das Wochenende eigentlich super schoen war und Spass gemacht hat - waere da wie gesagt nicht die dicke fette schwarze Wolke mit dem Namen Gastmutter, die das ganze ueberschattet: ich habe in meiner freien Zeit die Umgebung erkundet und (mit guter Musik im Ohr) die Stille genossen, habe meine Gedanken von der mich belastenden Unfreundlichkeit durch Lesen eines guten Buches ablenken koennen und hatte viel Spass beim Spielen mit Avery und Cole. Ausserdem war das Essen (das wir ja nun gezwungenermassen aus der Kueche des Hotels "ertragen" mussten) sehr lecker, die grosse Auswahl an Nachtisch laesst mir jetzt noch das Wasser im Munde zusammenlaufen! Auch das Wetter beschloss, sich am Samstag und Sonntag von seiner besten Seite zu zeigen: ein wolkenloser Himmel und strahlender Sonnenschein machten die windig-beissende Kaelte ein wenig ertreaglicher und liessen die Gaensehaut von Zeit zu Zeit verschwinden. Schwimmen, Reiten, Verstecken spielen, Museum, Wanderungen, Bootstour - die vielen Unternehmungen liessen das Wochenende zu meiner Erleichterung schnell zu einem Ende kommen - ihr koennt euch gar nicht vorstellen, wie froh ich war, als ich am Sonntagabend nach zweieinhalbstuendiger (-> dichter Verkehr), todstiller (-> von Allem genervte Gastmutter) Heimfahrt, quengelige-Kinder-zu-Bett-Bringen und Aufraeumen/Entpacken muede und geschafft ins Bett fiel.
Nach einem langen Gespraech mit Hanna hat sich meine innerlich aufgewuehlte Lage wieder beruhigt und auch meine Gastmutter ist dem schwer auszuhaltenden Urlaubsstress entkommen und wieder dem normalen, harmlosen Alltagstress verfallen. Dieser ist eindeutig besser wegzustecken, zu uebersehen und -hoeren, nicht persoenlich zu nehmen, als das was ich am Wochenende erleben durfte. Ausserdem hat sie ihren Frust nicht ausschliesslich an mir ausgelassen, auch mein Gastvater und die Kids haben nicht gerade wenige pampig-unfreundliche Anweisungen und Kommentare innerhalb der drei Tage abbekommen - es lag also nicht (nur) an mir. An der Kommunikation muessen meine Gastmutter und ich einfach noch arbeiten - sie geht davon aus, dass ich ihre Gedanken lesen kann und alles von Grund auf richtig mache, aber so ist es nunmal nicht. Da frage ich jetzt lieber einmal zu viel als zu wenig nach und nehme dafuer die genervt und das-muesstest-du-doch-eigentlich-wissen klingeden Antworten in Kauf. Auch muss ich lernen, mich selbst nicht so unter Druck zu setzen - ich weiss, dass meine Gastmutter auf mich und meine Hilfe angewiesen ist und dass die Kinder mich moegen, auch wenn sie das nicht immer so zeigen...
Man, da hab ich gerade angefangen, mich hier richtig wohlzufuehlen und dann bricht so ein Wochenende ueber einen hinein... das ist doch gemein! Vor allem laesst es mich nicht gerade vor Freude in die Luft springen, wenn ich dem naechsten "Urlaub" entgegenblicke, der im November ansteht - auf den ich mich uebrigens schon ziemlich gefreut habe: eine Woche San Diego (Kalifornien). Aber man wird sehen... ich versuche optimistisch zu bleiben. Irgendwie wird das schon alles :)
Bis dahin, take care :*

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