Montag, 21. März 2011

John und Ossi

Diese Woche war immer was los, sodass die Zeit wirklich schnell umging...
Nach Hannahs schlechtem Start in die Woche am Montag, überlebte ihre Dickköpfigkeit und schlechte Laune trotz langer ernster Gespräche mit meinen Gasteltern und mir und Strafmaßnahmen aufgrund ihres Verhaltens die Nacht und hielt den Dienstagmorgen an. Zu allem Überfluss blieb sie auch noch mit Fieber der Schule fern, bescherte mir einen langen Arbeitstag und hielt mich non-stop auf Trab, da ihr das Konsumieren ihrer gliebten Shows untersagt wurde. Allerdings hellte sich ihre Laune auf und ihr gutes Benehmen nahm im Laufe des Tages zu (und Sam ging nach der Schule mit einem Freund nach Hause), sodass die Stunden doch noch lernten zu fliegen und ich mich immer mehr auf das anstehende Konzert in NYC freuen konnte. Nach fast 12 Stunden Arbeit saß ich endlich im Zug, um schließlich in der Mercury Lounge (1. Reihe!) miterleben zu dürfen, dass in Annka und Pfunki ein Groupie schlummert, den John und Ossi - zusammen eben Johnossi (eine schwedische Indie- und Alternative-Rockband) - mit ihrer guten aber kurzen (es traten mehrere Gruppen am selben Abend in diesem kleinen, gemütlichen New Yorker Club auf) Performance wachkitzeln konnten und in ihnen den Drang auslösten, angesabberte und durchgebrochene Andenken von der Bühne zu stibitzen :D Zu später Stunde ging es während des noch laufenden Programms einer anderen schwedischen, nicht wirklich überzeugenden Band heim um am nächsten Morgen völlig übermüdet in den Tag zu starten. Meine 6 arbeitsfreien Stunden durch die schulisch bedingt Abwesenheit der Kinder verbrachte ich somit nur mit einem: dem geliebten Schlaf! Abends traf ich noch die Mädels (& Annkas Besucher) bei Cold Stone (-> Eis), wo wir leckere Kalorienbomben verspeisten und den Abend gemütlich mit der Planung des folgenden Tages auszuklingen.
... denn am Donnerstag, den 17. März, war es wieder einmal Zeit den St. Patrick's Day zu zelebrieren. (Kurzer Einschub: St. Patrick's Day ist ein Gedenktag zu Ehren des im 5. Jahrhundert am 17. März verstorbenen irischen Nationalhelden Patrick, welcher als erster christlicher Missonar in Irland gilt. Der Tag wird charakterisiert durch das Besuchen von Gottesdiensten, das Tragen grüner Kleidung und die Erlaubnis einen Tag von der Fastenzeit zu pausieren. Über 5 % der New Yorker ist irischer Abstammung, in der Stadt selbst wird seit 1762 die größte Parade der Welt um den St. Patrick's Day auf der 5th Avenue in Manhatten veranstaltet.)
Nachdem ich Sam und Hannah (die in Punkto Kleidung nicht dem Mainstream folgten -> Hannah ganz in Pink inklusive pinkem Tütü und Haarreif [mehr Pink geht wirklich nicht ;)]) an der Schule ablieferte, durchkramte ich meinen Kleiderschrank um dann festzustellenm dass auch ich nicht Herr (bzw. Dame) der grünen Farbe bin. Nichteinmal einen grünen Schal oder grünen Schmuck kann ich mein Eigen nennen. So Grün-besitzlos half Pfunki nicht nur mir sondern auch Wiebke mit einem grünen Pulli aus und Lena rundete mein St. Patrick's Day Outfit mit einem passenden Haargummi und einem todschicken Tattoo ab. Perfekt! Kirsten und Marcel (Annkas Besuch) noch schnell eingesammelt ging es schließlich mit der Subway in die Stadt - 60th St / 5th Ave, Ecke Central Park - wo wir uns Plätze zwischen (oft betrunkenen) Kobolden (leprechauns) und Kleeblättern (shamrocks) suchten, sodass wir Blicke auf die schon vorbeiziehenden Spielmannszüge (die hauptsächliche irische Volksmusik zum Besten gaben) und Vertreter des irischen Volkes/der irischen Provinzen sowie viele andere Menschen werfen und die Kameras auf Hochtouren laufen lassen konnten. (Meine Gasteltern konnten nicht aufhören mich abends zuvor zu warnen "St. Patrick's Day ist einer der 5 schlimmsten Tage im Jahr...!" - allerdings muss ich hierzu erwähnen, dass den Amerikaner das Trinken von Alkohol auf den Straßen normalerweise untersagt ist-> die müssten mal den Ganderkeseer Fasching miterleben ;D ) Nach knapp einer halben Stunde wurde es jedoch ein bisschen langweilig, da sich alles mit der Zeit wiederholte, einfach alles das Gleiche war. Meine Aufmerksamkeit schenkte ich daraufhin eher den vielen anderen Schaulustigen: grüne, sich anspringende (betrunkene) Buben; grüne, sich die Kehle aus dem Halse schreiende (betrunkene) Mädchen; grüne, schon beim ersten Sonnenstrahl nur noch T-Shirt-tragende (hoffentlich nüchterne) Kindern; grüne, Flyer verteilende ältere Herrschaften und einen Luftballonhüteherstellenden Hutmacher - natürlich auch in Grün! ;) Noch vor Ende der Parade rief auch schon wieder die Pflicht eines Au Pairs - eigentlich schade, da ich denke, dass es mit dem Zelebrieren erst so richtig im Anschluss losgeht. Und auch wenn der geplante Pubbesuch nach Arbeitsende ins Wasser bzw. grüne Bier (!!!) fiel, verlief der restliche Tag ziemlich zufriedenstellend, da meine Aufgabe durch die Anwesenheit meiner Gastmutter nur noch aus der beschäftigung bestand, Hannah im Wartezimmer des Zahnarztes, der Sam um einen Zahn erleichterte, zu bespaßen. Auch die Stunden des folgenden Arbeitstages war an einer Hand anzuzählen und ich konnte entspannt, verfrüht und bei Anti-Winter/Frühlingsankündigenden Temperaturen (21°C/80°F!!!) das Wochenende einläuten. Dieses war natürlich wieder einmal viel zu kurz... Freitag: abends bowlten Wiebke, Lena, Kirsten und ich in der Bronx um die Wette (ein Sieg wanderte sogar auf mein Konto :D). Samstag: knüpften Kirsten und ich interessante "Kontakte" in Harlem und besuchten die Columbia University [private Uni in Manhatten, welche der Ivy League (Gruppe der acht Elite-Universitäten im Nordosten der USA) angehört] & das Grant Tomb/Gerneral Grant National Memorial [Mausoleum, in dem sich die sterblichen Überreste von Ulysses S. Grant (1822–1885), Sezessionskriegs-General und 18. Präsident der Vereinigten Staaten, und seiner Frau Julia Grant (1826–1902) befinden], arbeitete ich weniger als erwartet und amüsierte mich bei Phuongi mit Lena, Wiebke und Annka über das sinkende Niveau der auf ProSieben laufenden, von Heide Klum moderierten Modelwettbewerbsshow. Sonntag besuchte ich mit Lena, Wiebke und Annka die mich enttäuschende, trotzdem fazinierende und doch ein wenig eklige "Bodies"-Ausstellung in Downtown-Manhatten und verspeiste italienisches Abendessen im Stadtteil Little Italy. "Bodies" ist in Deutschland bakannt unter dem Namen "Körperwelten" und zeigt alles rund um und im und informiert über den menschlichen Körper anhand echter, sich zu Lebzeiten für ihre Körperspende entschiedene Menschen, deren Leichnam für die Ausstellung besonders präperiert wurden. Ich besuchte vor ungefähr einem Jahr im Rahmen des Biologieunterrichts die Ausstellung in Bremen, allerdings war diese im Vergleich größer, umfassender, ausführlicher und somit besser und konnte meine hohen Erwartungen an die New York-Version bei Weitem nicht zufriedenstellen. Allerdings muss ich zuegeben, dass die ganzen englischen Fachbegriffe das Verständnis ein wenig erschwerten und auch der Stoff nicht mehr so frisch wie zu Unterrichtszeiten im Gedächtnis herumlungerte. Immerhin kann ich nach diesem Tag sagen: Ich hatte ein echtes (präperiertes) menschliches Herz und Gehirn in der Hand...
Na wenn mir das mal nicht meine Träume versüßt... ;)

In diesem Sinne,
Gute Nacht & take care :*

P.S. Ich bin nun schon unglaubliche 4 Monate in meiner immer noch absolut fabulösen Gastfamilie (die 3,5 Monate davor kommen mir dagegen unendlich lang vor) - es gab am Freitag zwar den ersten "Krach", aber nichts wirklich ernstes und es war am nächsten Tag alles wieder beim guten Alten - und meine Entscheidung über die Verlängerund ist nach stundenlangem Kopfzerbrechen gefallen:
mein Au Pair-Leben endet wie geplant im August 2011, ich habe mich gegen weiter 9 Monate "Denkpause" entschieden. Ich hatte darüber ein sehr emotionales aber auch erleichterndes Gespräch mit meinem Gastvater, beide Gastelternteile haben es jedoch wider meines Erwartens sehr gut aufgenommen und mich verstanden. Sie haben mit dieser Entscheidung schon im Vorraus gerechnet. Nun ist es - auf Wunsch meiner Gasteltern - meine Aufgabe, bei der Suche meiner Nachfolgerin zu helfen, denn sie "wollen einen ebenso tollen Menschen als Au Pair und Familienmitglied wiederfinden" :)

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