Eine (nicht) ganz normale Woche meines lebens als Au Pair in den Vereinigten Staaten von Amerika...
Montag, 10. Januar 2011: Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?!
Als wenn es nicht schon genug wäre, dass wir mal wieder viel zu spät für den Schulweg aufbrachen (Hannah hat es gern gemütlich), überraschte mich eine freundliche Notiz der Polizei an dem an der Straße parkenden Auto, die in der Fahrertür klemmend auf mich wartete: "snow parking" (in den Winternomaten darf man - um die Schneeräumfahrzeuge nicht zu blockieren oder zu behindern - nachts nicht am Straßenrand parken) für welches ich ein paar Geldscheine spenden sollte! Naaaa klasse! Da es aber nicht wirklich meine Schuld war, dass ich das Auto über Nacht an der Straße stehen ließ (mein Gastpapa hat mit der großen Familienkutsche die komplette Einfahrt blockiert), bleibt meine Geldbörse unberührt :)
Dienstag, 11. Januar 2011: Achtung, bissig!
Entspannte Hausbesuche bei Phuongi? Pustekuchen! Als ich nach Dienstschluss bei Phuongi auf der Matte stand hörte ich wieder einmal das Kläffen der kleinen Ratte, die den Platz des Haustieres in Phuongis Gastfamilie einnimmt. Einmal tief durchatmen, versuchen den Hund nicht zu beachten und meine Angst nicht zu zeigen. Kaum war jedoch die Tür offen, kam auch schon der Hund mit gefletschten Zähnen (an der Leihne!!!) auf mich zugerannt, ich machte einen riesen Satz und - ZACK hatte ich den Hund an bzw. in meinem Bein und ein Loch in meiner Hose. Aua! Meine Angst war wohl doch auf 100 Meilen Entfernung zu riechen, was aber nicht ganz verwunderlich und unbegründet ist: dieser Vorfall war nicht der erste dieser Sorte... durch meine Stiefel biss mich der Teufel in Mini-Hund auch schon einmal :S Rosie kann zwar nervig sein mit ihrer aufgedreht freundlichen Art, aber bissig ist sie nicht. Da bin ich wirklich froh und dankbar drum. Ab sofort muss Phuongi wohl mir die Besuche abstatten [oder den Hund wegsperren ;)]...
Mittwoch, 12. Januar 2011: "Du kannst ausschlafen."
Nicht nur die Türen der Schule meiner Kids blieben an diesem Tag aufgrund Neuschnees geschlossen, sondern auch die des Colleges, an dem meine Gastmutter arbeitet - was für mich hieß: AUSSCHLAFEN! :D Naja, zumindest länger schlafen als im Normalfall ;) Nach einem gemütlichen Frühstück ging es dann - Allemann - Schlittenfahren, anschließend kamen Freunde von Sam und Han rüber zum Spielen und mein Job war bloß der der Aufsichtsperson. Entspannter gehts kaum, wenn alle ruhig in ihren Zimmern spielen :) Der Abend wurde mit einem leckeren Essen und einem Glässchen Wein bei einer befreundeten Familie ausgeklungen - Frauen in Überzahl, da beide Väter für ein paar Tage in Las Vegas auf Geschäftsreise waren.
Donnerstag, 13. Januar 2011: Home Alone
...über Nacht mit einem kranken und einem viel beschäftigten Kind. Heute morgen machte sich auch meine Gastmutter auf den Weg zu einem geschäftlichen Termin - in die Hauptstadt des Staates New York, Albany. Da nur Sam das Haus in den frühen Morgenstunden für die Schule verlassen konnte (Hannah -> Fieber), standen mir zwei lange, auf mich allein gestellte (Arbeits)Tage bevor. Doch wider Erwartens war das Arbeiten sehr entspannt und bestand aus Hannah betüdeln, ein bisschen Hausarbeit und viiiiiiiel Fernseh gucken - Versuche meinerseits Hannah zu anderen Aktivitäten zu animieren blieben erfolglos. Aber sogar meine Gastmutter meinte am Telefon: "Lass sie einfach Filme und Serien schauen, krank sind die Kinder total pflegeleicht." Somit lief Spongebob Schwammkopf, Big Time Rush, Drake & Josh und iCharly den lieben langen Tag fünf Mal rauf und runter - mit der Folge, dass nun nicht nur Hannah einige Episoden in und auswendig kennt. Dank netter Eltern von Sams Schulfreunden musste ich ihn an diesem Nachmittag / Abend nicht durch die Gegend fahren (Schule, Wrestling) und Hannah aus dem Haus zerren, welches mir den Tag um einiges weiteres vereinfachte. Trotzdem war ich froh, als abends beide - ohne ins-Bett-bringen-Probleme - ruhig schliefen. Es war wirklich mucksmäuschenstill, niemand anderes anwesend, ich ganz allein für das Haus und die Kids über Nacht verantwortlich - komisches Gefühl...!
Freitag, 14. Januar 2011: Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte! -.-
Der Arbeitstag verlief genauso entspannt wie der vorherige: Hannah bemuttern, Sam herumkutschieren und amerikanisches Kinder- bzw. Teenfernsehprogramm ertragen. Dennoch war es erleichternd als erst meine Gastmama und schließlich auch mein Gastpapa durch die Tür ins Haus schneiten und ich nur noch den Pizza-/Dvd-Abend für die Kids vorbereiten musste. Nach einem kurzen Schönheitsschlaf ging es dann voller Freude zusammen mit Phuongi auf den Weg nach Larchmont in eine Bar inklusive Live-Musik, in der wir den Rest der Mädels antreffen wollten. Die feierabendlich frohgemute Stimmung wurde mir allerdings durch einen Polizisten genommen, der mich aufgrund eines angeblich begangenen (verbotenen) U-Turns (Wendung auf der Straße - ich habe in einer Einfahrt gedreht und bin dann zurück auf die Straße gefahren) anhielt und mir nach scheinbar endlosen Minuten des Bagens und Wartens einen Strafzettel (ohne Angabe des Betrages, den ich zahlen muss - erfahr ich erst später) in die Hand drückte und mir noch einen schönen Abend wünschte. Danke, ebenfalls! -.- Schlecht gelaunt und viel zu spät nahmen wir auf den Barhockern Platz - nicht einmal einen leckeren Cocktail konnte ich mir auf diesen Schock genehmigen, schließlich war ja ICH die Fahrerin... Letztendlich wurde der Abend aber dank der anderen doch noch sehr unterhaltsam und ließ meine Gedanken an das zweite Ticket innerhalb einer Woche ruhen :)
Samstag, 15. Januar 2011: Die Stadt die niemals schläft...?!
Diesen Tag und auch die Nacht verbrachte ich in New York City/Manhatten, in der Stadt über die man sagt, dass sie niemals schläft. Oder?! Pah! Von wegen... - dem kann ich nun aus eigener Erfahrung widersprechen. Aber erstmal von vorn: nachmittags wollten Phuongi und ich ein bisschen was für unserer kulturelle Bildung tun und besuchten das Museum of Modern Art, kurz MoMA, einer Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst (Werke der Architektur und des Design, Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Drucke, Illustrationen, Filme und Elektronische Medien). Von Vincent van Gogh über Henri Matisse bis zu Andy Warhol war eine breite Palette an Künstlern vertreten, welches mich in den oberstüflichen Kunstunterricht zurückversetzte und schöne Erinnerungen wachriefen. Gerade das Gemälde "La Danse" (Erstfassung von 1909), welches wir in der 13. Klasse behandelten, löste ein überwältigendes Gefühl inklusive breitem Grinsen bei mir aus - es ist einfach toll, ein Kunstwerk, mit welchem man sich stundenlang wirklich intensiv auseinander gesetzt hat, in der Realität zu sehen, vor dem Original zu stehen :) Man kann es in dem Moment gar nicht so richtig aufnehmen und fassen. Unbeschreiblich! Nach einem kurzen Abstecher zur "Love"-Skulptur sind wir zurück nach Scarsdale gefahren um uns für den anstehenden (für mich in den Vereinigten Staaten ersten richtigen) Partyabend mit Lena und Annka - ermöglicht durch einen Promoter - frisch zu machen. Um 10pm trafen wir uns mit vielen anderen Partylustigen zum Vortrinken in der Wohnung des Promoters um anschließend um 11pm gemeinsam zum Club "La Pomme" aufzubrechen. Dieser Abend brachte auch meine erste Fahrt in einem originalen, typisch gelben New Yorker Taxi mit sich - eine tolle Atmosphäre und Erfahrung so durch die Straßen Manhattens zu kurven :) Meine Füße taten dummerweise schon vor Betreten des Clubs höllisch weh, dennoch war es der Abend um die Erfahrung wert. Nach langem Zittern in der Kälte durften wir endlich den Club trotz Vorzeigen des originalen Ausweises dank der "connections" des Promoters kostenfrei betreten und auch den Alkohol bekamen wir an "unserem Tisch" umsonst ausgeschenkt. Die ganze Zeit habe ich nach einem Haken bei der ganzen Promoter-Sache gesucht - dieser existiert aber einfach nicht! Wieso bin ich nicht schon früher auf diese Art und Weise feiern zu gehen gekommen?! Die Menschen, vor allem die Männer - die tanzen und fassen alles an, was nicht bei drei auf dem Baum ist -, und die Musik haben mich an diesem Abend überhaupt nicht überzeugt. Doch vor der Sauberkeit des kleinen Clubs muss ich meinen Hut ziehen! Sie bzw. das fleißige Personal ermöglichte es mir, den ganzen Abend problemlos ohne Schuhe zu tanzen ;) Eine kurze Phase der guten Musik veranlasste Annka, Lena, Phuongi und mich dazu, den letzten Zug ohne uns abfahren zu lassen und dafür den ersten in der Früh zu besteigen, was mein schlechtes Gewissen meinen Gasteltern gegenüber immer wieder aufblitzen ließ - denn eigentlich soll ich zwischen zwei / drei wieder in meinem heimischen Bett liegen oder Bescheid sagen, wenns später wird oder ich bei einer Freundin übernachte. Naja, für ne Sms wars nun auch zu spät... Feuchtfröhlich weiterfeiernd und Club immer leerer werdend gingen dann auf einmal um vier die Lichter an. Nanu, was ist denn jetzt los?! Nach einer freundlichen Aufforderung verließen wir eher widerwillig das Gebäude und überlegten uns, wie wir die restlichen 2 Stunden bis zur Abfahrt des Zuges vertreiben könnten. McDonalds - natürlich! Die Straßen Manhattens schienen wie tot, der Times Square war zwar wie immer hell erleuchtet, jedoch ungewöhnlich leergefegt, die Clubs geschlossen (es ist scheinbar der Normalfall, dass die Clubs in NYC um 4am die Türen schließen), die Menschen und die Stadt am Schlafen. Also da ist morgens beim Langenberger Fassboden weitaus mehr los... ;) Kurz nach halb sieben betraten Phuongi und ich wieder den heimischen Boden Scardales, um kurz vor sieben schlich im mich so leise es in einem 100-Jahre alten Haus eben möglich ist ängstlich die Treppen zur 2. Etage hinauf und um halb acht (und mittlerweile strahlendem Tageslicht) hieß es dann auch für mich endlich "Gute Nacht!"
Sonntag, 16. Januar 2011: "And the Golden Globe goes to..."
Nach ausgiebigem Schlaf und der Bestätigung, dass meine Gasteltern nichts von meinem erst morgendlichen Eintrudeln mitbekommen haben (zumindest haben sie sich nichts gegenteiliges anmerken lassen :P) machte ich mich auf den Weg zu Kirsten, wo ich mit dem Rest der Mädels und vielen, vielen Naschereien die Golde Globes verfolgte :)
Montag, 17. Januar 2011: Martin Luther King, Jr. Day
Der Martin Luther King, Jr. Day ist ein US-amerikanischer nationaler Gedenk- und Feiertag für den im Jahre 1968 ermordeten Martin Luther King, einem Baptistenpastor und Bürgerrechtler, der zu den bedeutensten Vertretern des Kampfes gegen soziale Unterdrückung und Rassimus zählt. Dieser Feiertag, der dem amerikanischen Volk ein langes Wochenende beschert und seit 1986 jeden dritten Montag im Januar - immer nahe um seinen am 15. Januar liegenden Geburtstag - begangen wird, sollte eigentlich auch für mich ein Ruhetag sein. Doch meine Gasteltern überlegten es sich kurzfristig anders und so wurden Kirstens und meine Plan, im Central Park Schlittschuh laufen zu gehen, vernichtet. Nach jedoch nicht wirklich anstrengenden (wenigen) Arbeitsstunden ließen Kirsten und ich den Nachmittag und Abend entspannt und lustig ausklingen.
Insgesamt muss ich sagen, dass diese Woche wieder wie im Fluge zu vergehen schien, die langsam kriechende Zeit nach meiner Rückkehr aus Deutschland hat sich mit dem einkehrenden, gewohnten Alltag und schwindender Lustlosigkeit verflüchtigt :)
Genug von mir ;)
take care :*